Wie oft hast Du es bereits erlebt? Das Projekt ist durchgeplant, alle Meilensteine sind mit Puffer versehen und auch das Budget lässt Spielraum. Dennoch ist das Projekt kein Selbstläufer, gerät bereits am Anfang ins Stocken, verfehlt das Momentum und somit auch langfristig die erhoffte Wirkung. Zum Scheitern verurteilt!
Sei es bei der Definition und Einführung einer unternehmensweiten Datenstrategie, eines neuen Reporting-Tools, einer neuen, technologischen Lösung oder anderen Daten-affinen Projekten. Es gibt stets berechtigte Punkte, die anscheinend noch nicht genügend adressiert wurden und zu Zweifel oder sogar Ablehnungen führen. Sei es im vermeintlichen Sinne des Unternehmens („Ich möchte eine möglichst effiziente Umsetzung“) oder im Subjektiven („Ich habe noch zu wenig Vorstellung davon, wie mein zukünftiger Arbeitsalltag aussehen wird“ oder „Ich verliere an Kompetenz oder Status, sage das aber nicht offen“).
“Ja, aber …”
Man begegnet Ihnen in fast jedem Projekt: die Zweiflerinnen und Zweifler, die jede noch so vermeintlich großartige Idee in Frage stellen oder zumindest Widerstand erkennen lassen. Mal klar und deutlich („Nein, mit mir wird es das so nicht geben“), meistens jedoch eher diplomatisch formuliert („Ich sehe das im ersten Schritt nicht so“ oder „Da müssen wir im Detail nochmal sprechen“). Und das ist – wenn auch nicht immer konstruktiv – für ein Projekt oder Thema förderlich. Nur so kann es wachsen und reifen. Durch Kritik und verschiedene Perspektiven wird die Qualität der Aufgaben und Planung gesteigert und potenzielle Schwachstellen frühzeitig erkannt.
Schon klar, und nun?
Anbei beleuchte ich Strategien, die helfen können, einen Konsens zu fördern und echte Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Verstecke Akteure: Bedürfnisse und Werte
Es geht selten um sachliche Argumente an sich, sondern um Bedürfnisse, Werte und Gefühle. Unsicherheit, Sorgen, Ängste (vor was oder wem auch immer) oder Überforderung sind die vorherrschenden Attribute. Da reden vier Leute (davon beispielsweise zwei Beratende) mal eben über ein neues Tool, welches die „Data Governance“ ganz einfach macht oder die „Data Lineage automatisiert“ – und die oder der Fünfte versteht fast nichts, fühlt sich ausgeschlossen und nicht Ernst genommen.
Diese Abwehrhaltung ist völlig normal und zutiefst menschlich. Idealerweise begegnet man ihr nicht mit Sachargumenten, denn diese werden einfach überhört und überhaupt nicht wahrgenommen. Sie verpuffen einfach. Es gilt stattdessen, das vorherrschende Gefühl herauszuarbeiten und zu benennen („Ich verstehe, das geplante Vorgehen löst bei dir eine große Unsicherheit aus, weil …“). Damit hat der Elefant im Raum einen Namen und kann nun in einem zweiten Schritt bearbeitet werden.
Es ist wichtig, das System und seine Abhängigkeiten zu kennen, offen und auf Augenhöhe zu kommunizieren, um Vertrauen aufzubauen und Ängste abzubauen. Die hierfür benötigte Zeit ist sehr individuell.
Ein Zoo an Werkzeugen und Methoden
Es gibt eine Vielzahl an Methoden, die das Verhalten der menschlichen Spezies (nicht nur im Geschäftskontext) betrachten. Systemisches Coaching, NLP, Metaprogramme, DiSG, GfK, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Jede Projektmanagerin und jeder -manager sollte einen für sich passenden Werkzeugkoffer an Kompetenzen parat haben, um die Situation sicher einschätzen, adäquat reagieren und die gewünschte Wirkung erzielen zu können.
Woraus besteht mein eigener Werkzeugkoffer?
Ich beschäftige mich seit Jahren mit dieser Thematik. Sei es durch Bücher, Kurse oder diverse Podcasts. Dennoch habe ich bisher lediglich die Spitze des Eisbergs kennenlernen dürfen und lerne interessiert stetig dazu. Zu meinen Basics gehören die folgenden 3 Methoden, die ich gerne mit euch teilen möchte:
- Aktives Zuhören und Wahrnehmen von Körpersprache
Beim aktiven Zuhören versuche ich, für mich herauszufinden, was sie oder ihn bewegt und welche Denkmuster und Gefühle hervortreten. Ausreden lassen, Blickkontakt halten, keine Ablenkung durch Push-Notifications, Nachfragen stellen und Paraphrasieren sind geeignete Techniken, um der oder dem Anderen die volle Aufmerksamkeit zu schenken und mich in sie oder ihn hineinzufühlen.
Hierbei möchte ich auch das 4-Seiten-Prinzip (auch 4-Ohren-Modell) von Schulz von Thun erwähnen. Es besagt, dass jede Aussage 4 Seiten hat. Die Sachebene, die Beziehungsebene, die Appellebene und die Offenbahrungsebene. Beim aktiven Zuhören geht es darum, die Feinheiten auf jeder Ebene herauszuhören und auch Unstimmigkeiten zu erkennen. Auch ist es dabei unerlässlich, auf die Körpersprache seines Gegenübers zu achten. Passt die Mimik und Tonalität zu den Aussagen?
- Ich-Botschaften
Ich-Botschaften sind eine Technik, die auch in Konfliktgesprächen oder der gewaltfreien Kommunikation (GfK) Anwendung findet. Es geht darum, eigene Beobachtungen und Eindrücke mitzuteilen und vermeidet, allgemeine Absichten zu unterstellen und Verhalten zu Verallgemeinern. Sie vermeiden Vorwürfe und Verurteilung, sorgen für Verständnis und führen zu einem Dialog.
- Gespräche im geschützten Rahmen
Die wenigsten Menschen zeigen ihre Bedürfnisse offen in Gruppendiskussionen, noch möchten sie in einem heterogenen Kreis darüber sprechen. Nur im persönlichen Kreis (4-Augen) kann „auf Augenhöhe“ kommuniziert werden und der oder dem Anderen das Gefühl gegeben werden, dass man sie/ihn ernst nimmt.
Auch dreht eine innere Haltung und persönliche Meinung nicht von einem auf den anderen Tag. Dies ist ein Prozess, der mal kürzer, mal länger (Tage, Wochen, Monate) dauert. Dieser Prozess verläuft in Phasen, bis das Neue auch emotional akzeptiert werden kann.
Fazit
Der menschliche Faktor ist ein wesentlicher Aspekt, der über Erfolg oder Misserfolg von Projekten entscheidet. Durch das Erkennen und Benennen von Bedürfnissen und Werten und daraus abgeleiteter Gespräche und Handlungen können die Zusammenarbeit und das Verständnis entscheidend verbessert werden. Kommunikative Skills, psychologisches Grundwissen in Kombination mit einer hohen technischen Expertise sind der Weg für erfolgreiche Datenprojekte.